Alte Nutztierrassen
Das Besondere an alten Nutztierrassen
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich der Trend bei Nutztierrassen zunehmend in Richtung Hochleistung entwickelt. Infolgedessen sind viele alte einheimische Rassen komplett ausgestorben, deren Genetik unwiederbringlich verloren ist.
Andere Rassen existieren nur noch in kleinen Restbeständen.
Früher wurden Nutztiere für verschiedene Zwecke eingesetzt. So lieferten Rinder beispielsweise Milch, Fleisch und Leder und zogen zudem Pflüge oder Karren.
Heute gibt es in den meisten Betrieben hauptsächlich Ein- oder Zweinutzungsrassen, die immer weiter auf höhere Leistung gezüchtet werden.
Dabei geraten die Vorteile der alten Nutztierrassen gegenüber den modernen Wirtschaftsrassen oft in Vergessenheit.
Im Bezug auf Schafe sind dies zum Beispiel die Standortangepasstheit, da sich die Rassen über Jahrhunderte in ihrer Region entwickelt und sich optimal an die dortigen Bedingungen angepasst haben, die Genügsamkeit (kein teures Kraftfutter oder besonders ergiebige Weiden erforderlich), die Langlebigkeit sowie eine gute Konstitution und Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten wie der Moderhinke.
Alte Rassen haben den Menschen über lange Zeiträume begleitet und sich gemeinsam mit ihm entwickelt. Sie sind ein wertvolles und schützenswertes Kulturgut, das es zu erhalten gilt.


Waldschafe
Das Waldschaf ist in der Kategorie 2 (stark gefährdet) der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) eingestuft.
Es ist der Nachfolger des Zaupelschafes.
Waldschafe sind klein- bis mittelgroße Tiere, wobei Schafe 35-60 kg und Böcke 55-80 kg wiegen.
Vorwiegend kommen weiße Schafe vor, aber auch dunkle (schwarz oder braun) Exemplare sind vertreten.
Typisch für helle Waldschafe sind Pigmentflecken im Gesicht und teilweise an den Beinen, während die Wolle einfarbig sein soll.
Sowohl Schafe als auch Böcke können behornt oder unbehornt sein.
Ich entschied mich für diese Rasse, da ich für die Landschaftspflege ein robustes und genügsames Schaf suchte, das ich als Frau auch alleine gut händeln kann. Waldschafe sind zudem durch ihre Mischwolle wetterhart, haben selten Probleme beim Ablammen und sind weniger anfällig für Krankheiten.
Außerdem sind alle Waldschafe, die ich bisher kennengelernt habe, sehr aufgeschlossene und dem Menschen zugewandte Tiere.
Sie sind auch gegenüber Fremden neugierig. Die Böcke sind äußerst zutraulich und kaum aggressiv.

Tauernscheckenziegen
Die Tauernscheckenziege stammt ursprünglich aus Österreich, wo sie als hochgefährdet gilt.
Inzwischen gibt es auch in Deutschland einige wenige Züchter, die zum Erhalt der Rasse beitragen. Die Gebirgsziege ist robust, langlebig und trittsicher.
Ihre auffällige Färbung besteht aus geschecktem Fell und einer durchgehenden Blesse am Kopf.
Die Beine sind entweder ebenfalls gescheckt oder dunkel.
Die Euter sind hoch angesetzt, was das Verletzungsrisiko reduziert. Dadurch eignen sie sich gut für die Landschaftspflege, auch auf Flächen, auf denen Dornenbüsche wie Schwarzdorn oder Holunder wachsen und an Felskanten.
Ich entschied mich für die Tauernschecken, da ich mich einfach in ihr Aussehen verliebt habe.
Es handelt sich um mittelgroße Ziegen, die gut zu händeln sind. Vom Wesen her sind sie freundlich und neugierig.
In der Landschaftspflege hatte ich noch keine Probleme mit den Tauernschecken. Sie sind trittsicher, robust und fressen gerne Sträucher und junge Bäume.
Dadurch kann das Verbuschen von Offenflächen verhindert werden. Die auffällige Färbung erleichtert zudem das Auffinden der Tiere im Gelände.



Thüringer Barthühner
Thüringer Barthühner sind in Kategorie 3 (gefährdet) der Roten Liste der GEH aufgeführt.
Meine gezüchteten Farbschläge sind gold-schwarzgetupft und Weiß in verschiedenen Abstufungen.
Die Rasse stammt, wie der Name schon sagt, aus Thüringen. Typisch ist der Bart unterhalb des Schnabels, weshalb die Hühner auch liebevoll "Pausbäckchen" genannt werden.
Es handelt sich um eine der ältesten deutschen Haushuhn- und Landhuhnrassen. Thüringer Barthühner sind mittelgroß und werden hauptsächlich als Lege- und Zierhühner gehalten.
Die Legeleistung liegt bei etwa 160 Eiern pro Jahr, mit einer langen Pause im Winter. Hühner erreichen ein Gewicht von 1,5-2 kg, während Hähne 2-2,5 kg schwer werden.
Wenn sie genug Auslauf haben, suchen Thüringer Barthühner einen Großteil ihres Futters selbst.
Die Hühner sind friedlich und schnell zähmbar, aber auch leicht erregbar und generell recht lebhaft.
Sie haben ihren eigenen Kopf und brechen auch mal gerne in die Scheune ein, um dort im Stroh zu scharren, auf den Balken zu sitzen oder anderen Unsinn anzustellen.
Bei meinen ersten Hühnern habe ich die Federn gestutzt, aus Angst, dass sie wegfliegen könnten.
Aber sie sind standorttreu und respektieren einen normal hohen Gartenzaun. Die Annahme, dass Barthühner einen gering ausgeprägten Bruttrieb haben, kann ich nicht bestätigen.
Ich hatte schon mehrere Naturbruten, eine Glucke brütete sogar zweimal im Jahr und kümmerte sich liebevoll um ihre Küken.
Fun Fact: Es gibt nicht nur große Thüringer Barthühner, sondern auch Thüringer Zwerg-Barthühner.


